Jeder ist seines Glückes Schmied. Erfahren Sie warum das ein Missverständnis ist.

Jeder ist seines Glückes Schmied

Viele Menschen suchen nach ihrem Glück. Das oben zitierte Sprichwort ist bestens bekannt und wird in unserer schnelllebigen Zeit oft missverstanden. Wir denken, dass wenn wir wie wild arbeiten, wir unsere Ziele erreichen, wir uns etwas leisten können und wir dadurch glücklich werden. Wir hasten durch unser Leben und unseren Wünschen hinterher, wir arbeiten immer länger, schneller, härter und öfter. Wir konsumieren, was das Zeug hält und hoffen, hierdurch glücklich zu werden. Die Werbung wird nicht müde, uns Glück und Hochgefühl zu versprechen. Wenn wir dies oder jenes tun, wenn wir dies oder das besitzen, dann werden wir Glück erfahren.

Schwäche wird bestraft und Fleiß belohnt.

Jeder ist seines GDie Gesellschaft bestraft vermeintliche Schwäche mit der Antwort „Jeder ist seines Glückes Schmied!“ und macht uns glauben, dass wir fleißig sein müssen, funktionieren müssen und immer nach Erfolg streben müssen. Nur dann haben wir uns Glück verdient. Wer nichts leistet oder nicht nach Erfolg strebt, der kann nur unglücklich und schlecht dran sein. Wer nicht funktioniert, hat Glück nicht verdient, so verstehen wir das Sprichwort.

In einer Gesellschaft, die sich entfremdet und abstumpft

Das Ergebnis ist eine Gesellschaft, die sich immer mehr entfremdet und langsam aber sicher abstumpft. Adyashanti spricht in seinem Buch Tanzende Leere davon, dass die Menschen „wie lebende Tote über die Erde wandeln“. Ich glaube, er hat zunehmend Recht. Beobachten Sie einmal Ihre Umwelt. Wenn Sie durch die Städte laufen, im Zug sitzen oder am Arbeitsplatz sind, können Sie nur selten ausgelassene Menschen sehen. Meist begegnen wir in sich versunkenen Gestalten mit versteinerten Mienen. Lächelnde Gesichter oder freundliche Blicke werden immer seltener. Von Herzen kommendes Mitgefühl und Hilfsbereitschaft – Fehlanzeige. Dafür Selbstbezogenheit und Hetze, Eile und Verschlossenheit, Misstrauen und Angst.



„Jeder ist seines Glückes Schmied“ kann aber auch anders verstanden werden und ich glaube, so ist es auch gemeint. Wir können daran arbeiten, wahrzunehmen, dass wir alle Bedingungen für unser Glück bereits haben. Wir können damit anfangen, zu betrachten, was wir alles haben, anstatt zu hadern, was wir noch haben könnten. Wir können dankbar sein, dass wir in einem sicheren Land leben und nicht in einem Kriegsgebiet. Wir können dankbar sein, dass wir zu essen haben und nicht hungern müssen. Wir haben Strom, Wasser, Infrastruktur und soziale Systeme, die uns mit dem Nötigsten versorgen. Es sind also genügend Bedingungen für Glück vorhanden. In anderen Ländern wären unsere Zustände bereits die Bedingung für großes Glück. Mancher träumt davon, dass Wasser aus dem Hahn kommt und nicht über Kilometer herangeschafft werden muss, vom Strom ganz zu schweigen. Andere wären sehr glücklich, wenn sie eine gute Mahlzeit am Tag hätten, wie wir sie haben.

Glück und Freude fühlt sich besser an als Wut

Jeder ist seines Glückes Schmied - EmotionenPer Definition ist Glück der Gemütszustand innerer Befriedigung und Hochstimmung oder stete Freude. Glück ist also ein anderes Wort für große Freude. Glück und Freude sind Gefühle, ebenso wie Wut, Angst oder Enttäuschung. Der Unterschied ist: Wir freuen uns lieber, anstatt uns zu ärgern.
Als Psychologen vor über 30 Jahren begannen, persönliches Glück systematisch zu vermessen, erlebten sie eine irritierende Überraschung: Es schien sich mit der Zeit kaum zu verändern! Selbst nach dramatischen Ereignissen wie Lottogewinnen oder Beinamputationen gaben die Befragten sich nur kurz überglücklich oder todunglücklich, um bald auf das Vorniveau zurückzukehren. Glück, das auf Bedingungen gründet, ist immer nur von kurzer Dauer und die Bedingungen werden schnell „normal“.
Wir müssen also lernen, mit unseren Gefühlen besser umzugehen, dann können wir lernen, Glück zu empfinden – und zwar unabhängig von äußeren Bedingungen. Wer es sich nicht erlauben kann, glücklich zu werden, wird es auch nicht. So gibt es eben unglückliche sehr reiche Menschen, die augenscheinlich alles haben und es gibt sehr arme Menschen, die augenscheinlich extrem glücklich zu sein scheinen. In manchen Regionen Asiens gibt es beispielsweise kein Wort für Minderwertigkeitsgefühl. Selbst der Ärmste ist glücklich und zufrieden, weil er ganz fest daran glaubt, dass sein Leben etwas zum Großen und Ganzen beiträgt.
Nun lässt sich einwenden, dass Glück für jedermann etwas anderes bedeutet. Zwar gibt es mittlerweile Glücksdefinitionen, dennoch wird Glück von Mensch zu Mensch anders erlebt. Eines besitzen allerdings alle Menschen, die sich glücklich fühlen, und das ist die Fähigkeit zu genießen.

Diese Fähigkeit lässt sich erlernen.

Beeinflusst wird das Glücksgefühl vor allem durch die subjektive Sicht der Dinge. Die Einflüsse von außen sind viel geringer, als allgemein angenommen wird. Das Glück ist viel eher abhängig von der Einstellung, der inneren Haltung, der Wertschätzung und Achtsamkeit.
Jeder ist seines Glückes Schmied - Entspannung
Achtsamkeit ist hier die Helferin, sie ermöglicht es uns, die Momente im alltäglichen Leben wieder zu entdecken, in denen Glück möglicherweise verborgen liegt. Sie umfasst den Umgang mit Zeit, sozialen Beziehungen und die richtige Einstellung im Umgang mit unseren Gefühlen. Wichtig ist es vor allem, die Geschehnisse des Augenblicks achtsam wahrzunehmen und nicht stets an die Vergangenheit oder die Zukunft zu denken.
Achtsamkeit unterscheidet sich vom „positiven Denken“. Das positive Denken, wie es in den 1980er-Jahren propagiert wurde, bedeutet, alles Unangenehme zu beschönigen oder zu ignorieren. Darin sehe ich eine große Gefahr. Unangenehme Gefühle sind sehr wichtig, denn sie haben eine Funktion. Sie anzunehmen und in sein Leben zu integrieren ist wesentliche Voraussetzung für das Glück. Es geht darum, angenehme Gefühle zu fördern, und unangenehme zu mindern, jedoch ohne die unangenehmen Gefühle auszublenden oder gegen sie anzukämpfen.
Erlernen wir achtsam zu leben, dann lernen wir zu sehen, dass wir viel mehr Bedingungen für Glück haben als Bedingungen für Unglück. „Kein Lotos ohne Schlamm“ lehrt uns, dass Unglück die Bedingung für Glück ist und wir lernen, beides zu akzeptieren.

Autor: Dirk Schaller
Autor: Dirk Schaller

Leben Sie achtsam und halten Sie inne, wenn Sie merken, dass Sie denken, Sie bräuchten dies oder jenes für Ihr Glück – es ist schon da!

Ich wünsche Ihnen ein mutiges und erfülltes Leben.
Dirk Schaller
Mehr zu dem Wirken und den Angeboten von Dirk Schaller unter: www.leipziger-ideen-schmiede.de

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