Love’n’Yoga. Besser als Sex?
Glücklich, entspannt und zufrieden im eigenen Körper – das ist das tolle Gefühl nach der Yogastunde. Da kommt manches Mal der Gedanke: Wow, besser als Sex! Und – wenn es gut läuft – denken wir nach den nächsten Stunden zu zweit: Wow, besser als Yoga! Natürlich hinkt der Vergleich. Was jedoch bleibt, sind einige Parallelen: Yoga heißt schließlich Verbindung. Und darum geht es beim Liebe machen doch auch.
Kein Besser, Weiter, Höher, Schneller oder Länger
Yoga will Körper und Geist zu verbinden. Oder vielmehr feststellen, dass es gar keine Trennung zwischen beiden gibt. Er erzeugt Einklang, Harmonie und ja – Liebe. Also kann er nicht auch unser Liebesleben positiv beeinflussen? In den Medien versprechen viele Beiträge „Besseren Sex dank Yoga“. Hier wollen wir nicht ansetzen. Kein Besser, Weiter, Höher, Schneller oder Länger. Denn ebenso wenig wie im Yoga sollte es bei körperlicher Zweisamkeit um Leistung oder Optimierung gehen. Wir wollen uns nicht vergleichen, sondern zu uns finden – und zueinander.
Sich selbst akzeptieren, achten und zu lieben
Das zu erreichen fällt in der Yogastunde und im Schlafzimmer gleichermaßen schwer. Jahrzehntelang haben wir gelernt, dass wir gut sein müssen, besser, um akzeptiert, geachtet, geliebt zu werden. Um uns selbst zu akzeptieren, zu achten und zu lieben. Da braucht es Zeit, bis wir nicht mehr auf die Nachbarmatte schielen, um den gekonnten Handstand des Mityogis zu bewundern. Ebenso braucht es Zeit, sich von all den Stimmen zu befreien, die uns sagten, was „gut im Bett“ bedeutet und wie wir es erreichen. Also – noch einmal von vorn: Wir atmen tief ein, atmen aus und sagen uns, dass wir genau so perfekt sind. Fordern keine Leistung, haben keine Erwartung, keinen Druck. Von hier aus können wir nun erforschen: Was erwarte ich von Yoga? Wie verändert es mich, meine Beziehung zu Menschen und schließlich auch meine Sexualität?
Lust auf körperliche Intimität
Durch die Zeit, die wir uns für uns nehmen, werden wir glücklicher. Das Gefühl für den eigenen Körper und die Anerkennung dafür wachsen. Vor allem, sich selbst zu akzeptieren, ist ein wichtiger Schritt. Denn wer hat schon Lust auf körperliche Intimität, wenn er sich nicht wohl in seinem eigenen Körper fühlt? Yoga kann da Erstaunliches bewirken: Wir nehmen uns die Zeit, unserem Körper zuzuhören. Vielleicht begreifen wir nicht gleich, was er sagt. Doch mit der Zeit können lernen wir verstehen. So kommen wir auch wieder in Kontakt mit unserer Lust. Die wird im Alltag oft von Stress und Verspannungen blockiert. Wenn wir es schaffen, uns mit dem eigenen Körper zu verbinden und Spannungen los zulassen, steigt auch das Interesse an Sinnlichkeit wieder.
Akzeptieren. Alles. Jeden, so wie er eben ist
Aber auch: Wer Yoga nicht nur als Gymnastik praktiziert, sondern ihn in sein Leben aufnimmt, wird geduldiger und lernt, zu akzeptieren. Alles. Jeden, so wie er eben ist. Das hilft. Und schließlich: Achtsamkeit. Sie mag in aller Munde sein, vielleicht sogar abgegriffen. Aber alt wird sie nie. Denn mit der Achtsamkeit ist es wie mit vielen anderen Dingen auch: Sie ist viel, viel leichter gesagt als getan. Und wenn sie geübt wird, unendlich machtvoll. Wem ist es noch nicht passiert, dass er während der End-Entspannung – und ja, auch während der Quality Time mit dem Partner – an anderes gedacht hat? Das Meeting, den Einkauf, Was-auch-immer. In der Zeit, die wir auf diese Gedanken verwenden, sind wir nicht da. Wir sind körperlich anwesend und im Kopf ganz woanders. Schade, denn diese guten Momente wollen wir eigentlich auskosten.
Wir wollen! So sehr, aber diese lauten Gedanken lassen sich einfach nicht beiseite schieben. Nicht so schlimm, denn die gute Nachricht lautet: Das können wir trainieren. Die bessere: Übung macht den Meister und Spaß. Sie erfordert nur ein kleines bisschen Disziplin. Wir üben Achtsamkeit, und ja, wir vergessen sie oft im Alltag. Aber das ist nicht tragisch. Wir üben einfach immer weiter und schwupps – merken wir schon bald eine kleine Veränderung.
Hier also drei Schritte, die aus yogischer Sicht dein Liebesleben bereichern können:
1. Lerne, achtsam zu sein
Du hast vielleicht nur dieses eine Leben. Also koste es aus. Lebe in der Welt und nicht in deinen Gedanken an gestern oder morgen. Erinnere dich so oft es geht an die Achtsamkeit. Schmecke den Kaffee am Morgen, höre dem Regen zu, spüre die Dehnung im herabschauenden Hund und schau dir aufmerksam die hübsche Halslinie deines Partners an.
2. Lerne, dich selbst zu mögen
Oft gehört, noch immer nicht praktiziert, mh? Sorry, aber daran führt kein Weg vorbei. Wenn du dich selbst nicht gut findest, wie willst du jemanden ernst nehmen, der dich gut findet? Zum Glück hilft Yoga dabei. Zuerst lernst du, dass deine krummen Zehen und verkürzten Muskeln schon in Ordnung sind. Mit der Zeit stellst du dann fest, dass du im Ganzen ein prima Zeitgenosse bist.
3. Schaffe dir Zeit
Nach der Yogastunde verneigt man sich vor sich selbst und bedankt sich für die Zeit, die man sich gewidmet hat. Am Anfang gehst du vielleicht einmal die Woche mit ins Studio, um eben ein bisschen Sport zu machen. Später dann schaffst du es, dir jeden Tag deine Yoga-Zeit zu nehmen. Weil du es willst. Das lässt sich gut auf die Partnerschaft übertragen. Auch, wenn man allerhand um die Ohren hat. Wenn man kein Stündchen für den wichtigsten Menschen freischaufeln kann, für wen oder was lohnt es sich sonst? Zeit hat man eben nicht, Zeit nimmt man sich.
Wer sich selbst mag und achtsam in der Welt agiert, kann echte Verbindungen zu anderen Menschen schaffen – zu Fremden, Kollegen und eben auch zum Partner. Eine tiefe Verbindung ist doch eine schöne Basis für die Vereinigung. Ob sie dann „besser“ ist, soll jeder selbst beurteilen. Bewusster wird sie auf jeden Fall.
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