Zeit für Motivation. Mehr Zeit statt Geld.

Das Büro ist aufgeräumt, ein paar letzte Mails verschickt, der Laptop klappt zu und bleibt es für einige Monate. Die Arbeit wird erst einmal eine Zeit lang hinter sich gelassen, endlich Zeit für das eigene Projekt oder die lang geplante Reise.
Es gibt wohl kaum Arbeitnehmer, für die diese Vorstellung nicht verlockend erscheint. Tatsache ist: Immer mehr Angestellte erfüllen sich diesen Wunsch nach einer Auszeit, auch Sabbatical genannt. Gerade bei jüngeren ArbeitnehmerInnen der Generation Y nimmt die eigene Lebenszeit einen immer größeren Stellenwert ein. Viele Befürworter der Sabbaticals prophezeien Unternehmen, dass Mitarbeiter nach einer Auszeit mehr Motivation und neue Perspektiven mitbringen. Doch überzeugen diese Argumente den Arbeitgeber, um einige Zeit lang auf kluge Köpfe und/oder geschickte Hände zu verzichten?
logo-kompassIn Kooperation mit N-Kompass veröffentlichen wir exklusiv folgende Auszüge aus dem Beitrag „Zeit ist die neue Währung“, erschienen im N-Kompass Magazin 2/2020 S. 12-15 und auf der Website des N-Kompass

Motivationsfaktor Zeit

Rüdiger Barth
Rüdiger Barth
Sie ist „das Wertvollste, je älter man wird, wenn man einen Job hat und genügend Geld verdient, um nicht an Geld denken zu müssen“, findet Rüdiger Barth in seinem Weltreise-Buch „Endlich weg“ für sich heraus. Geld ist zwar wichtig als Grundlage für die Zusammenarbeit, aber kein wesentlicher Motivationsfaktor mehr: Einer viel zitierten Studie der US-Universität Princeton zufolge steigt das emotionale Wohlbefinden von Arbeitnehmern nur bis zu einem bestimmten Gehaltsniveau und stagniert danach.
Unternehmen binden ihre Mitarbeiter daher zunehmend mit flexibler Arbeitszeitgestaltung. Dazu gehört die Möglichkeit für ein „Sabbatical“, eine berufliche Auszeit.
Doch nach dem IW-Personalpanel bietet bisher nur etwa jedes zehnte Unternehmen in Deutschland Sabbaticals an. „Es ist ein Henne-Ei-Problem“, hat Daniela Scholl, die die „Auszeitagentur“ in Frankfurt am Main führt, festgestellt. Oft gab es noch niemanden, der in der Firma eine Auszeit gemacht hat. Hinzu kommt: „Der Begriff ‚Sabbatical‘ ist für viele Mittelständler neumodisch und abstrakt“.

Wie Unternehmen von der freien Zeit profitieren

Es gibt gute Gründe für Firmen, ihren Mitarbeitern solche Ruhephasen zu gönnen. Durchschnittlich fehlt jeder Arbeitnehmer 2,5 Tage pro Jahr aufgrund psychischer Belastung – Tendenz steigend. Je nach Branche und Qualifikation des Mitarbeiters kostet der Ausfall die Firmen 250 bis 400 Euro täglich. Betriebliches Gesundheitsmanagement und flexible Arbeitszeitmodelle, wie Sabbaticals, können dem Trend entgegenwirken.

mannammeer„Ein Sabbatical ist für beide Seiten oft eine Win-win-Situation“, sagt Dr. Alexander Böhne, Referent für betriebliche Personalpolitik bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Zum einen kann das Unternehmen Kosten sparen – etwa, wenn der Mitarbeiter unbezahlten Urlaub nimmt oder bereits vorher auf Teile seines Gehalts verzichtet. Gerade in Krisenzeiten kann eine freiwillige Auszeit so vermeiden, Arbeitsplätze zu kündigen und später für viel Geld Ersatz anwerben zu müssen.

Teamfähigkeit durch Freiwilligeneinsätze

Zum anderen entwickeln Menschen in ihrer Zeit woanders neue Talente – sei es mit Sprachen in anderen Ländern, Teamfähigkeit durch Freiwilligeneinsätze, Konfliktmanagement durch private Herausforderungen wie Hausbau, Pflege und Kinderbetreuung oder konkrete fachliche Qualifikationen durch eine Weiterbildung. Auch knüpft der „Ausreißer“ neue Beziehungen, die für das Unternehmen nützlich sein können. Ein so an Erkenntnissen, Erfahrungen und Kontakten gewachsener Mitarbeiter ist meist ein Gewinn für das Unternehmen.

Mehr darüber, in welchen Modellen sich Sabbaticals umsetzen lassen, wie eine beidseitige Absicherung aussieht und wie die Rückkehr in den Beruf gelingt, lesen Sie hier.

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